Herr Merz, ich fühle mich von Ihnen ignoriert und alleingelassen!

Ich muss meinem Ärger einfach mal Luft machen: Als ich das gestrige Sommer-Interview mit Bundeskanzler Friedrich Merz gesehen habe, war ich echt sauer! So viele an ME/CFS erkrankte Menschen haben schon aufgegeben. Erst letzte Woche hat Sarah Buckel, die schwerst an ME/CFS erkrankt war, Sterbehilfe in Anspruch genommen, weil sie unter anderem die unfassbaren Schmerzen nicht mehr ertragen konnte.
Und dann muss ich zusehen, dass die Moderatorin Amelie Marie Weber noch nicht einmal das Kürzel für Myalgische Enzephalomyelitis nämlich ME/CFS ablesen, geschweige denn aussprechen kann. Zweimal hintereinander. Was mir sehr deutlich zeigt, dass die ARD-Redaktion Moderatoren beschäftigt, die diese Erkrankung nicht kennen. Und das obwohl bereits 2023 620.000 Menschen an dieser neuroimmunologischen Multisystemerkrankung litten.
War das schon ein Schlag ins Gesicht für alle Betroffenen, toppte Friedrich Merz das sogar noch mit kompletter Ignoranz und Psychologisierung. Er wurde gefragt, wann sein Wahlversprechen zur Unterstützung der ME/CFS-Betroffenen endlich umgesetzt wird. Doch statt sich zu erklären, ignorierte er die Frage und faselte etwas von Enquete-Ausschuss und Aufarbeitung. Was hat das bitte schön mit der Frage zu tun??? Und dann bläst er mit einem gewissen Neurologen aus Essen in ein Horn und bedauert die psychischen Folgen. Da konnte ich wirklich nicht mehr sitzen bleiben! Glaubt der denn tatsächlich, Menschen wie Sarah Buckel wählen den Freitod, weil sie depressiv sind?
Werter Herr Bundeskanzler: Vielleicht sollten Sie sich einmal richtig mit der Schwere dieser Erkrankung – die übrigens nicht nur von Covid19 kommt – auseinandersetzen! Schwerst Erkrankte liegen 24/7 unter höllischen Schmerzen im Bett. Sie ertragen keine Berührung, kein Licht, keine Geräusche und müssen allein und ohne Ablenkung in einem immer dunklen Raum ausharren. Oftmals ohne ärztliche Versorgung, weil kaum ein Hausarzt ME/CFS kennt, geschweige denn behandeln kann oder einen Hausbesuch machen möchte. Sie fühlen sich jeden Tag, jede Stunde, jede Sekunde wie lebendig begraben und vergessen.
Das sind die Gründe, warum man lieber assistierten Suizid begeht als darauf zu warten bis – um es in den Worten von Karl Lauterbach zu sagen -„Hilfe naht“. Denn auf echte Hilfe, das haben sowohl die letzten Jahrzehnte als auch Ihre Reaktion auf die Frage des Zuschauers gezeigt, können wir Betroffenen wohl noch lange warten.
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